Colosseum (allesdichtmachen)
In Zeiten von verwirrenden Regelungen und Kampagnen steht die Schließung eines traditionsreichen, ehrwürdigen alten Kinos, wie des Colosseums als ein eindringliches Zeichen dar. Auch ohne Coronarise schon ein bankrottes Gerippe, half auch ein Aufbäumen von Initiativen dem Lichtspielhaus nicht wieder auf die Sprünge.
Noch einmal soll es glänzen und strahlen -kurz, seinen Stolz wiederfinden als eines der ersten Premierekinos der Stadt.
Die bunten Klebebänder locken Passanten an und verweisen in Ihrer fröhlichen Farbigkeit auf vergangene Kinotage. Doch beim näheren Betrachten wird der Blick nur auf das Innere des Vorraumes begrenzt.
Das eigentliche Kino bleibt verschlossen, Fragment einer langsameren Zeit.
Mit Mitteln aus dem Design und Werbebereich, aber auch dem Verweis auf die Op-Art, erhält die Arbeit zugleich auch einen Moment der Leichtigkeit, etwas Vorübergendes, das zum betrachtenden Vorbeischlendern passt und dem Flaneur ein Stück Wehmut über die Vergänglichkeit mit auf den Weg gibt.
Diese Aspekte waren während des Aufbaus der Installation von Dorothee Berkenheger deutlich zu spürbar.
Passanten, Kiezbewohner und Urgesteine kommentierten und begleiteten den 14-tägigen Prozess, indem langsam, nach und nach, die Klebebänder die Frontscheiben des Haupteingangs bedeckten. Die meisten wollten das Naheliegende wissen: ob das Kino nun wiedereröffnet. Das schien eine allgegenwärtige Frage zu sein- und wohl auch ein großer Wunsch.
Die raumbezogene Arbeit mit den bunten Streifen, erinnert in der Wahrnehmung nicht nur an flirrende Filmstreifen, sondern führt auch zu einem Innehalten und zu einer visuellen Irritation- es ist eine Geste der Entschleunigung und ein Signal für diesen besonderen Ort.
Das Moment des Hindurchsehens, das durch den Spalt Erspähen, was im Geiste schon erwartungsvoll als Fantasiebild vorbereitet ist: Ein Kino im Imaginären für all die „Zaungäste“, denen der Zutritt zum Colosseum als Kino nun wohl für immer verwehrt ist.
Die Installation ist noch bis 6. Juni jederzeit - von außen - zu sehen. Auf einem lauschigen Frühlingsspaziergang abends! Mit Gedanken an glänzende Kinotage.